Besuch der Neuen Synagoge in Gelsenkirchen am 24. November 2010
Im April 2009 hatten wir an unserem jährlich stattfindenden Besinnungsnachmittag das Thema: „Andere Religionen, der Glauben der Juden und das Schicksal der jüdischen Bürger Rekens während des Nationalsozialismus“ gewählt. Und nun stand der Besuch einer Synagoge als besonderer Abschluss auf dem Programm. Gerda-Marie hatte mit viel Einsatz nach einem geeigneten jüdischen Gotteshaus gesucht, das für unsere Besuchergruppe groß genug und rollstuhlgerecht war. Und das war die Synagoge in Gelsenkirchen.
Frau Judith Neuwald-Thasbach, Gemeindemitglied in der Synagoge, erklärte uns das Gemeindeleben der Juden. Eine jüdische Gemeinde gab es schon lange in Gelsenkirchen, rund 1800 Gemeindemitglieder gehörten vor dem 2. Weltkrieg dazu. Die Synagoge wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Auf dem ursprünglichen Gelände konnte 2007 eine neue Synagoge mit einem Vortragsraum, einer Küche, den Verwaltungsräumen und einem Gebetsraum gebaut werden. In hebräischer und deutscher Schrift war ein Psalmspruch in großen Buchstaben zu sehen: „Mein Haus ist ein Haus des Gebetes für alle Völker“ Jes. 56,7
In Vitrinen waren Gegenstände jüdischen Lebens ausgestellt, und vor dem Gebetsraum schmückte eine farbige Fensterfront aus Glasmosaik den Eingang, das übrigens bereits in der zerstörten Synagoge im Gebetsraum war. Wir erfuhren von Frau Neuwald-Thasbach, dass es heute über 400 Gemeindemitglieder gibt, dass die Juden eine andere Zeitenrechnung haben und jetzt im Jahre 5771 leben. Die jüdische Tradition kennt viele Feste, die streng gläubig gefeiert werden - z. B ist in der nächsten Woche, am 1. Dezember, wieder Lichterfest. Besonderes Interesse zeigte unsere Gruppe bei den Beschreibungen zum „Koscheren Essen“ Viele Fragen musste Frau Neuwald-Thasbach beantworten und wir bekamen einen kleinen Eindruck vom vorgeschrieben Essverhalten der Juden. Beeindruckend war auch, was wir über das gemeinsame Beten und Essen und das Feiern erfuhren, das nie allein stattfindet, sondern stets in der Gemeinschaft. Sehr bewegend waren die Ausführungen zur Familiensituation der Referentin in der Zeit des Nationalsozialismus. Es war für uns unfassbar, dass ihre Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen in den Konzentrationslagern in Riga und Auschwitz ums Leben gekommen waren.
Beim Besuch des Andachtsraumes, mussten unsere Männer die jüdische Kopfbedeckung aufsetzen, die Kippa. Im Altarraum waren hinter blauen Stoffvorhänge die Thorarollen aufgestellt. Auch hier wurden noch viele Fragen von Frau Neuwald-Thasbach beantwortet. "Einen so tollen Tag hätte ich nicht erwartet", ist die Meinung von Maik den Ouden. Wir alle sind der gleichen Meinung!
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